Ergebnisprotokoll Runder Tisch "Klimaschutz - sozial gerecht", 24.11.2021 – Ansprüche an den Wald

Veröffentlicht am 24.11.2021 in Aktuelles

Am 23.11.2021 hatten wir bei unserem Runden Tisch „Klimaschutz – sozial gerecht“ die Professorin für Forst- und Umweltpolitik an der Universität Freiburg, Prof. Dr. Daniela Kleinschmit, zu Gast. Sie sprach über die vielfältigen und sich überschneiden Ansprüche, die wir als Gesellschaft an den Wald stellen.

 

Ansprüche an den Wald – hier oder doch lieber woanders?

  • Wälder dienen schon seit langem als Ressource

  • Immer wieder rückt der Wald auch als Erholungsort in den Fokus

  • Relativ neu und dabei politisch gewollt, in Baden-Württemberg, Deutschland und in der EU ist die Erwartung an den Wald als

    • Bewahrer von Biodiversität

    • Mittel gegen den Klimawandel

    • als Ressource für die Bioökonomie

 

Überschneidung der Ziele Biodiversität, Bioökonomie und Klimaschutz

  • EU-Biodiversitätsiel: 10 % aller Wälder sollen unter starken Schutz gestellt werden

    • für Deutschland heißt das: 5 Mio. ha unter Schutz, davon 2,2 Mio. ha ohne Rohholzproduktion; das würde bedeuten, im Jahr 2052 wären bei nur noch 70 % der Rohstoffproduktion von heute / es fehlen 30 % an Holzrohstoffen in Deutschland bei gleichbleibenden Verbrauch

    • In Europa wären von 506 Mio. Kubikmeter Holz nur noch 332 Mio. verfügbar

  • Daraus ergibt sich die Frage: Woher kommt das fehlende Holz?

    • Weniger Konsum?

    • Wahrscheinlich Holz aus anderen Regionen – u.a USA, Russland, Kanada, Malaysia oder Brasilien, unter Umständen mit starken sozialen Folgen vor Ort durch erhöhte Rohstoffpreise
      Gleichzeitig erwarten wir einen steigenden Bedarf an Holz aufgrund des Wunsches nach Bioökononie, wo Holz andere Rohstoffe ersetzen soll

  • Dazu kommt die Erwartung an den Wald Senke der CO2-Produktion durch intendierte Aufforstung von Wäldern; die Aufforstung wird externalisiert; Räume in Deutschland werden als zu eng gesehen; Waldaufforstung im globalen Süden führt ebenfalls zu nicht intendierten Folgen; Klimaschutz und Biodiversität sind nicht unbedingt komplementär; Monokultur funktioniert als CO2-Senke, ist aber schlecht für Biodiversität

→ Massive aktuelle politische Anforderungen an den Wald, die nicht unbedingt miteinander komplementär sind

 

 

Nach einer intensiven Diskussion, u.a. über gestiegene Rohstoffpreise, Preise für Waldflächen, den Waldbericht Baden-Württemberg, Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft und Nutzungskonflikten zwischen Wäldern und Mähwiesen kamen wir zu folgendem Fazit:

  • Die Ansprüche an den Wald sind vielfältig, dies führt mitunter zu Konflikte.

  • Die Wertigkeit des Waldes ist schwierig, objektiv dazustellen, da auch viele subjektive Empfindungen und Emotionen eine wichtige Rolle bei der Bedeutung des Waldes spielen.

  • Der Gedanke der Nachhaltigkeit – Rohstoffmenge erhalten – wird in Deutschland durchaus umgesetzt.

  • Nachhaltigkeit beim Thema Wald gehört in Deutschland zur sozialen Gerechtigkeit (insbesondere Generationengerechtigkeit) aber auch zur globalen Gerechtigkeit zwischen globalem Norden und globalen Süden – dazu gehören auch freier Zugang zum Wald für Erholung und Naturempfinden.