Ergebnisprotokoll Runder Tisch "Klimaschutz - sozial gerecht", 18.01.2022 – Erdwärmesonden

Veröffentlicht am 19.01.2022 in Aktuelles

Am 18.1.2022 war bei uns Dr. Johannes Miocic, Assistant Professor in der Geologie an der Universität Groningen zu Gast. In der Sitzung ging es um die zentrale Frage: Wie hoch ist das Potential oberflächennaher Geothermie in Baden-Württemberg?

 

Können Erdwärmesonden zu einer klimaneutralen Energieversorgung beitragen?

  • Hintergrund: Momentan weit weg von Eindämmung der Klimaerwärmung auf 1,5° C, sehr wichtiger Faktor zur Einhaltung: Starker Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Zahlen für Erneuerbare Energien sehen auf dem 1. Blick nicht schlecht aus, etwa 1/3, dies bezieht sich jedoch meistens auf die Stromerzeugung, nicht auf die Gesamtenergiebilanz

  • wichtig: Wärme- und Kältesektor (50 % des gesamten Energiebedarfs in der EU wird für Wärme- und Kälteerzeugung gebraucht, davon die Hälfte für Raumheizung) → ca. ¼ des gesamten Energiebedarfs der EU wird für Raumheizung verwendet (auch in Deutschland). Dieser Sektor wird zum größten Teil durch fossile Brennstoffe gefördert (Gas, Öl). Deutschland lag 2017 mit 13,4 % erneuerbarer Energien in diesem Sektor unter dem EU-Durchschnitt

  • Wie lässt sich der Anteil Erneuerbare Energien in diesem Sektor erhöhen?

    • Nahwärme/Fernwärme (z.B. Biomasseanlage, Abwärme von Industrieprodukten)

    • Wärmepumpen

    • Solarwärme

    • Bedarfsenkung (Energetische Sanierung)

  • Wärmepumpen nutzen Umweltwärme (Luftwärme, oder Wärme aus der Erde), zusammen mit elektrischer Energie wird daraus Heizwärme

  • Luftwärmepumpen sind weit weniger effizient als oberflächennahe Geothermie

 

Erwärmesonden in Baden-Württemberg

  • Geothermiesonden bedeutet ca. 100m tiefe Bohrung in Form eines „U“s, kaltes Wasser wird eingepumpt und wärmt sich durch die Wärme der Gesteinsschichten auf; Wasser kann dann für Verbrauch genutzt werden.

  • Sind diese Sonden wirklich nutzbar/Wo können wir solche Sonden sinnvoll nutzen? Gibt es Sinn, solche Sonden großflächig zu nutzen?

  • Beispiel 1: Freiburg Wiehre: Energieverbrauch des Heizens erst einmal negativ; relativ große Gebäude mit vielen einzelnen Wohnungen mit recht hohem Energieverbrauch, viele Gebäude sehr alt und nicht gut saniert → Für Erdwärmesonden ist das eher schlecht, EWS v.a gut bei Gebäuden mit niedrigen Energieverbrauch → Auch bei einer sehr hohen Zahl an EWS könnte der Energiebedarf nicht gedeckt werden; oberflächennahe Geothermie mit Erdwärmesonden für Stadtzentren nicht geeignet, da Energiebedarf sehr hoch und wenig Platz für Bohrungen vorhanden ist

  • Beispiel 2: Freiburg Opfingen: Situation für EWS sehr viel besser. Große Teile des Orts, dessen Energiebedarf mit EWS abgedeckt werden könnte. → In Ganz Baden-Württemberg: ländlicher Raum mit Einfamilienhäusern kann mit oberflächennahen Bohrungen recht gut mit Heizenergie beliefert werden. Bei moderner Sanierung könnten alle Gebäude mit durch EWS mit Energie beliefert werden

  • Je geringer der Wärmebedarf, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass dieser durch Erdwärmesonden abgedeckt werden kann. Wichtig sind dabei auch moderne Sanierungen

  • Kosten: Installation einer Erdwärmesonde etwa 2-3x so teuer wie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe

  • Auflagen: Aufgrund früherer Erfahrungen (Staufen, seitdem hat sich viel getan) können nur in etwa der Hälfte von Baden-Württemberg Erdwärmesonden benutzt werden

 

Diskussion und Ergebnis

Aus der Diskussion über Einschränkungen der Nutzbarkeit von EWS durch die geologische Lage (Hanglage, wasserführende Schichten), über die Möglichkeiten der Einbindung der Erdwärmesonden in bestehende Fernwärmenetze, Lebensdauer und Material der Sonden, Tiefe der Bohrungen (100m, sonst bedarf es einer gesonderten Genehmigung) und Fragen zu möglicher Finanzierung durch öffentlicher Hand kam es zu folgenden Ergebnissen und Maßnahmen:

  • Technische Frage: Kann Erdwärme in Fernwärmenetze eingespeist werden?

  • Frage an Umweltministerium: Warum wurde die Grenze von 100m gewählt, ab der eine bergrechtliche Genehmigung für Bohrung notwendig ist

  • Suche nach möglichen Maßnahmen im öffentlichen Raum für privaten Gebrauch im Bereich Daseinsvorsorge (Bohrung im öffentlichen Raum zur Energieversorgung von Privathäusern) Walter Krögner (Stadtrat) bringt das Thema auf städtischer Ebene ein, Gabi Rolland trägt das Thema zum Städtetag und an das Umweltministerium